In Köln gibt es eine Menge Gebäude aus den Fünfzigern, die zwar offiziell Neubau heißen, aber durchaus schon an die 70 Jahre alt sein können. In solchen Häusern ist eine Menge zu entdecken, vor allem wenn seit der Erbauung nicht mehr viel passiert ist. Wir wurden in ein sechsstöckiges Wohn- und Geschäftshaus am Ring gerufen, das über großzügige Deckenhöhen verfügt. Entsprechend hoch war das Treppenhaus, das wir renovieren sollten: stattliche 24 Meter!
Wir fühlten uns direkt in die Nachkriegszeit zurückversetzt: Die Wände waren noch mit originalem Material verkleidet. Strapazierfähig, preiswert und pflegeleicht, aber längst aus der Mode und unwürdig gealtert. Wir sahen an den Wänden rissige, unansehnliche Kunststoffverkleidungen und dicke, höckerige Anstriche aus Latexplastik, dem damaligen Alleskönner für strapazierte Bereiche. Diese Farbe ist sehr beständig, isoliert aber die Wände. Dadurch werden Schimmelpilzbildung und Hitzestau im Sommer begünstigt. Überstreichen lässt sie sich kaum.
Es half nichts: die Wände mussten von der Farbe befreit werden. Die besondere Herausforderung dabei war, dass wir im Treppenhaus kein Gerüst aufbauen konnten. Als wir uns an die Arbeit machten, entdeckten wir im Sockelbereich, dass unter der Latexfarbe eine noch ältere Schicht Leimfarbe aufgetragen war. Diese mussten wir abwaschen, denn da hätte heute nichts mehr drauf gehalten. Schließlich hatten wir den nackten Putz im gesamten Treppenhaus offenliegen.
Hell und einladend soll es sein
Wir grundierten den Putz und pigmentierten ihn, bevor wir in zwei Arbeitsgängen Kunststoffdispersionsspachtel der höchsten Qualitätsstufe 3 auftrugen, um die Unebenheiten zu beseitigen. Als die Wände ganz glatt waren, wurden sie geschliffen und nochmals lösemittelfrei grundiert. Dann begannen wir mit dem Auftrag einer atmungsaktiven Wandfarbe. Wir wählten, weil Treppenhäuser schnell verschmutzen, die höchste Nassabriebklasse 1. Früher hieß das „scheuerbeständig“.
Unser Mitarbeiter arbeitete größtenteils allein. Wochenlang brachte er im Treppenhaus zu, bis die Wände glatt und einheitlich strahlend weiß waren. Bei einer Inspektion fiel dem Vermieter auf, wie groß der Kontrast zu den unbehandelten Elementen war. Also erweiterte er den Auftrag: Jetzt mussten auch sämtliche Türen inklusive der Aufzugstüren, die Blechbriefkästen und 400 Geländerstäbe lackiert werden. Außerdem beschichteten wir den Handlauf neu. Im letzten Schritt werden wir noch den Sockel glänzend absetzen. So bekommt das helle, einladende Treppenhaus noch den edlen Touch, den es verdient.