Wer einen Spaziergang durch die Kölner Innenstadt unternimmt, bemerkt, dass es durchaus noch schöne Gründerzeitfassaden gibt. Vor allem zwischen Ring und Grüngürtel haben erstaunlich viele Häuser ihren Charme bewahrt und werden immer häufiger mit einem Fassadenanstrich wieder richtig in Szene gesetzt. In der Nähe des Mediaparks waren wir an einer denkmalgeschützten Fassade im Einsatz. Die Mission: der sechsstöckige, stuckverzierte Prachtbau aus der vorletzten Jahrhundertwende sollte wie neu erscheinen – und dabei zugleich ein harmonisches Ensemble mit dem Nachbarhaus bilden.
Unsere Maler haben schon einiges an Fassaden in Köln gesehen und entsprechend Erfahrung mit der Sanierung und Renovierung von gründerzeitlichen Bauten. Vor allem, wenn diese denkmalgeschützt sind, ist eine enge Abstimmung mit der Behörde notwendig, die häufig der Architekt übernimmt. Wir erhalten dann von Architektenseite meist sehr genaue Vorgaben zur Ausführung. Wir legen Musterflächen an, um die Wirkung von Farben und Materialien am realen Objekt zu sehen und setzen dann nach Absprache das Farb- und Gestaltungskonzept um. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, sowohl was die handwerkliche Ausführung angeht als auch die Projektorganisation.

Die Fassadenkacheln mussten fallen
Uns war das Haus gleich vertraut, als hätten wir es schon einmal gesehen. Tatsächlich ähnelte es einem anderen Gründerzeithaus ganz in der Nähe, dessen Fassade wir schon einmal für die Deutsche Annington erneuert hatten: Im Stil der Neorenaissance gehalten, mit farbigen Klinkern und Stuckbändern gegliedert und spiegelbildlich zum linken Nachbarhaus geplant und gestaltet. Während das Nachbarhaus gelbe Klinker besaß, waren die an unserem Objekt in Rot gehalten. Diese Art „ungleiche Zwillinge“ gibt es vereinzelt noch im Kölner Häuserbestand, und sie verfehlen ihre Wirkung nie.

Ende Mai standen die Gerüste. Wir begannen mit der Reinigung der Fassade, wobei wir die Klinker außerdem neu verfugten. Der Sockel des Gebäudes war vor Jahrzehnten mit reizlosen Keramikfliesen verkleidet worden, die unansehnlich wirkten und die wir deshalb herunterstemmten. Man hätte sie auch grundieren und armieren können, um Putz darauf anzubringen, aber dann wäre die Fassade noch weiter nach außen gewachsen. Das ist nicht nur ärgerlich für Fußgänger, sondern es hätte auch die Harmonie zum Nachbargebäude empfindlich gestört.
Die ganze Fassade musste eine Nuance dunkler werden
Danach begannen die Renovierungsarbeiten. Von unserer Seite wurden glatte Flächen neu verputzt, außerdem mussten neue Stuckelemente angebracht werden. Die Renovierung insgesamt war noch umfassender: Alle Fenster wurden ausgetauscht und der Dachdecker versah das Gebäude mit einer neuen Dachblende. Unser Kollege verbrachte letztlich den ganzen Sommer auf dem Gerüst. Das Verfugen und Beiputzen konnte er auch bei schlechtem Wetter erledigen, denn das Gerüst war gegen Regen abgeschirmt. Wenn gestrichen wurde, half ihm ein zweiter Maler. Die Stuckelemente wurden in Handarbeit strahlend weiß gestrichen, ebenso die Dachunterzüge.

Bei Fassaden geht die Arbeit häufig schnell voran, je nachdem können wir selbst Hochhäuser in wenigen Wochen komplett neu streichen. An diesem Mehrfamilienhaus aber verbrachten wir über zwei Monate. Das lag zum einen an der kleinteiligen Arbeit, zum anderen daran, dass sich der Architekt, als alles fertig war, für einen zweiten Anstrich entschied. Die Farbe der Klinker war ihm letztlich doch eine Nuance zu hell.
Von Ende Mai bis Anfang August auf dem Gerüst
Anfang August konnten wir das Gerüst verlassen. Das tat den Kollegen gut, denn zum Schluss war es hier schon sehr heiß geworden, weil der Sommer 2020 doch noch den Hitzeturbo eingelegt hatte. Vier Vollgeschosse waren fertig, dazu noch das Dachgeschoss. Das Sockelgeschoss, in dem ein Fahrradladen und die Souterrain-Wohnungen untergebracht sind, wird noch gestaltet, dann wird es als Letztes den finalen Anstrich erhalten. Das geht bequem mit einer Arbeitsbühne, das Gerüst ist mittlerweile abgebaut.

Wenn Sie demnächst einmal durch die wilhelminischen Stadtviertel – Agnesviertel, Belgisches Viertel, Quartier Latin oder Südstadt – spazieren gehen, achten Sie doch einmal darauf, wie viele Gründerzeitfassaden mittlerweile wieder in ihren historischen Originalzustand zurückversetzt wurden. Noch vor 20 Jahren galt Köln als die Hauptstadt der Fassadenkachel. Heute ist diese fast aus dem Stadtbild verschwunden. Und daran hat auch die Malertruppe von Heidecke ihren Anteil.