Eine Woche nach Essen? Das hört sich für einen Kölner nicht unbedingt verlockend an – aber für unsere Auszubildenden lohnt sich das immer. Denn in Essen steht die Heinrich-Schmid-Lehrwerkstatt. Hier finden NRW-weite Lehrgänge, Prüfungsvorbereitungen und sogar Nachhilfestunden für unsere Azubis im Maler und Lackierer Handwerk statt. 96 Azubis aus elf Betrieben der Heinrich-Schmid-Gruppe besuchen das Angebot – mindestens einmal pro Jahr. Die schwächeren Auszubildenden sollten dreimal im Jahr die Lehrwerkstatt besuchen. Ausbildungsleiter Michael Kozak wartet nicht, bis jemand zu ihm geschickt wird, sondern lädt die Teilnehmer selbst ein.

Drei Tage Praxis, zwei Tage Theorie – so spielt sich eine Woche Ausbildungslehrgang in Essen ab. Dabei bauen die Inhalte inhaltlich aufeinander auf und werden vom ersten bis zum dritten Lehrjahr anspruchsvoller. „Ziel ist, dass am Ende der Ausbildung ein Handwerker steht, der guten Gewissens alleine zum Kunden geschickt werden kann“, fasst Kozak das Programm der Lehrwerkstatt zusammen: „Das leisten natürlich vor allem die Betriebe selbst, aber wir können gezielt unterstützen.“ Ein erklärtes Ziel ist es, rechtzeitig zu erkennen, wann Lehrlingen schlechte Noten drohen – und rechtzeitig einzugreifen.
Die Lehrwerkstatt bietet Praxis auch in selteneren Tätigkeiten
„Wir studieren die Zeugnisse aller Auszubildenden.“, erklärt Kozak, „So verschaffen wir uns einen ersten Eindruck, wo Handlungsbedarf besteht. Wir sehen zu, dass möglichst Azubis aus demselben Lehrjahr und mit vergleichbaren Kenntnissen zusammenkommen. Meist belegen drei bis vier Kollegen einen Lehrgang der Lehrwerkstatt, aber seit Mai habe ich Unterstützung durch eine Mitarbeiterin bekommen. Seit ich nicht mehr alleine bin, können wir auch schon einmal mehr in die Lehrwerkstatt einladen.“ Dabei werde auch die Terminplanung der Teilnehmer berücksichtigt.

Im ersten Lehrjahr lernen die Teilnehmer im praktischen Teil das korrekte Abkleben, das Tapezieren von Raufaser und Tapeten ohne Ansatz. Auch das Ornamentzeichnen ist Thema. Im zweiten Lehrjahr kommen Mustertapeten mit geradem Ansatz an die Reihe, dazu das Verputzen, zum Beispiel mit Reibe- und Kratzputz. Im dritten Lehrjahr wird das Tapezieren mit Versatzmustern geübt und verschiedene Techniken der Wandveredelung gelehrt, etwa die Vergoldung, die Rostoptik, Veluten- und Wickeltechnik. „Wir bieten in unserer Lehrwerkstatt vor allem Praxis in Techniken, die auf der Baustelle selten vorkommen, aber in den Lehrplänen stehen.“, so Kozak. „Im Alltag bietet sich zum Beispiel nur selten die Gelegenheit, eine richtig komplizierte Tapete zu kleben.“
Mehr Aktivitäten sind geplant

Ähnlich aufgebaut ist die Theorie in der Lehrwerkstatt: Während im ersten Lehrjahr Dreisatz, Prozent- und Bruchrechnung durchgenommen werden, geht man im zweiten in die Flächenberechnung und im dritten Lehrjahr ins Aufmaß. „Dazu gehört auch die Tapetenbedarfsplanung“, erklärt Kozak, „es reicht ja nicht den Daumen rauszuholen, den Bedarf auf fünf Rollen abzuschätzen und sicherheitshalber acht Rollen zu bestellen.“ Gerade im theoretischen Bereich nähmen die Azubis vieles auf die leichte Schulter – ein Schwerpunkt ist daher auch die Vorbereitung auf die Berufsschulblöcke.
Seit die Lehrwerkstatt mit zwei Ausbildungsbeauftragten besetzt ist, plant Kozak mit mehr Aktivitäten. „Wir wollen noch viel mehr Kontakt zu den Berufsschulen aufbauen“, skizziert er seine Pläne, „so können wir besser auf schwache Leistungen reagieren. Wenn die Fünfen auf dem Zeugnis gelandet sind, ist der Schaden ja schon da. Auch Fehlzeiten bekommen die Betriebe viel zu spät gemeldet. Deshalb wollen wir eine Nähe zu den einzelnen Berufsschulen.“ Aber auch PR-Aktivitäten stehen auf dem Programm: „Wir besuchen in ganz NRW Ausbildungsmessen und werden da noch viel mehr tun als bislang. Den Termin im Rheinenergiestadion in Köln haben wir für Januar schon fest notiert.“