Das Carlswerk ist ein Ort mit rauem Charme – ein altes Fabrikgelände mitten im Mülheimer Medienviertel, eine Halle mit Industrievergangenheit, dazu ein Café und ein großes Außengelände. Kein Wunder, dass das Schauspiel Köln hierhin gerne ausgewichen ist, solange das eigentliche Schauspielhaus noch umgebaut wird. Der riesige Hof im Carlswerk ist mit einem Urban-Gardening-Projekt und insgesamt 14 Großcontainern ausgestattet, in denen zum Teil auch gespielt wird. Als der Charme allzu rau und die Container langsam unansehnlich wurden, entschloss man sich zu einer Renovierung. Ein Projekt, das für Heidecke wie geschaffen war.

Noch mindestens fünf Jahre bleibt das Schauspiel Köln Pächterin im Carlswerk, der Vertrag wurde gerade erst verlängert. Eine gute Gelegenheit für ein wenig Inventur. Technik wurde erneuert und Renovierungen ins Auge gefasst. Die Blicke richteten sich schnell auf die Container, die seit Jahren einen unübersehbaren Akzent im Außenbereich setzen. Hier, im so genannten CARLsGARTEN, herrscht ganzjährig inspirierende, chillige Atmosphäre. Liegestühle, Cafétische, Beete, einen künstlich aufgeschütteten Hügel mit Rasen findet man hier – und die Container, auf denen man herumlaufen, die man erklettern oder von innen erkunden kann. Einer steht sogar senkrecht!
Renovierung mit Industriecharme
Eigentlich machen sie einen guten Teil des leicht heruntergerockten Industriecharmes aus. Aber ihr Zustand gab Anlass zur Sorge, denn ihre Außenhaut war bereits angegriffen, der Originallack abgeblättert oder unter wilden Graffiti nicht mehr zu erkennen. Auch die Geländer des Stegs auf den Containerdächern waren rostig geworden. Es war des Guten zu viel: Industrielook war gewollt, Ghettoatmosphäre dagegen nicht. Hier war eine fachkundige Renovierung dringend notwendig.

Die Neugestaltung folgte einem anspruchsvollen, künstlerisch durchdachten Farbkonzept, das im Haus selbst entwickelt wurde: 13 der 14 Container sollten nach der Renovierung in fein abgestuften Blautönen erstrahlen. Der hochkant stehende Container dagegen sollte im Kontrast dazu einen warmen Kupferton erhalten. Dieser war letztlich der ausschlaggebende Punkt bei der Vergabe: Weil unser Farbspezialist Jochen Binder einen amerikanischen Hersteller kannte, der den besten und natürlichsten Farbton lieferte, erhielten unsere Muster die beste Bewertung. Man muss dazu sagen, dass Kupfer relativ schwer nachzubilden ist. Allzu oft schlägt der Ton ins Braune, Orangene oder Rostfarbene um.
Echter Rost wird bei der Renovierung integriert

Apropos Rost: Das verrostete Geländer sollte in das Gesamtbild integriert werden. An der richtigen Stelle kann Rost tatsächlich sehr attraktiv wirken, daher ist derzeit auch Rostoptik sehr beliebt. Allerdings kann man echten Rost nicht einfach so gewähren lassen. Damit es nicht zum Lochfraß kommt und die Gäste sich nicht am abfärbenden Staub schmutzig machen, versiegelten wir bei der Renovierung die original rostigen Geländer unter einer dicken Schutzschicht.
Die Renovierungsarbeiten dauerten – inklusive einiger kurzer Unterbrechungen – von Mitte Juli bis Ende August. Pünktlich zur neuen Spielzeit war alles fertig. Beim Schauspiel Köln zeigte man sich begeistert. Und auch wir freuen uns, das wirklich außergewöhnliche Gelände so aufgewertet zu sehen. Übrigens: der CARLsGARTEN sucht laufend engagierte Leute, die sich um die Beete kümmern und das Urban-Gardening-Projekt am Laufen halten.