Der Geschmack ändert sich mit den Jahren – und bisweilen kehrt er sich sogar um. Vor Jahrzehnten wäre es undenkbar gewesen, nackte Wände in Betonoptik schön zu finden. Man verkleidete, strich oder tapezierte sie und versuchte mit allerhand Stoff und Gegenständen auch in Betonbauten Gemütlichkeit zu verbreiten. Heute trifft man umgekehrt selbst in historischen Altbauten auf graue Wände, die eine urbane, industrielle Atmosphäre verbreiten. Hier ist nicht immer Beton gegossen worden: Mit der so genannten Betonoptik kann man nahezu jeden Untergrund bearbeiten. Die Kunst steckt in der Verarbeitungstechnik.
„Man kann grundsätzlich jede Decke, jede Wand und sogar Fußböden für Betonoptik nutzen“, verrät Arbeitsgruppenleiter Jochen Binder, der sich mit der Technik gut auskennt. „Selbst Duschen, Küchenarbeitsplatten oder sogar Gartenmöbel habe ich schon gesehen. Letztlich ist Betonoptik ja nicht nur etwas fürs Auge, sondern der Auftrag der Zementschichten schützt auch. Deshalb werden oft stark beanspruchte Bereiche ausgewählt.“
Betonoptik muss realistisch und authentisch wirken
Denn die schönste Betonoptik, da sind sich die Experten und die Kunden einig, entsteht erst dann, wenn man auch Beton verwendet. Gegenüber gegossenem Beton fehlt die Zugabe von Kies, aber Zement, Sand, Kalk und Wasser kommen sehr wohl zum Einsatz. Das Ergebnis ist ein authentisches Betonbild mit verschiedenen Tönungen, mit Graten und selbstverständlich mit Lunkern. Das sind die kleinen Lufteinschlüsse, die das charakteristische, leicht gesprenkelte Oberflächenbild erzeugen.

Es wird in drei Schichten gespachtelt: nach der Grundspachtelung erfolgt eine Vor- und schließlich eine Endspachtelung. Ein einem letzten Arbeitsgang kann man die Fläche anschließend noch versiegeln – dann ist sie gegenüber den meisten Beanspruchungen geschützt. „Letztlich ist sie in ihrer Empfindlichkeit mit Parkett vergleichbar“, so Binder. „Wichtig ist unseren Kunden, dass die Oberfläche authentisch wirkt. Manche arbeiten mit Fliesen oder Tapeten in Betonoptik, aber das sieht einfach nicht realistisch aus.“
Unikate durch Betonoptik – mit beherrschbaren Effekten
Die Grate und Lunker entstehen, weil über den frischen Auftrag eine Schalungsfolie

angebracht wird. Zwar würde der Zement auch so auf der Wand trocknen, aber dann wäre die Oberfläche glatt – und damit langweilig. „Wir können also mit der Folie erreichen, dass die Wand zu einem echten Unikat wird – und trotzdem das Ergebnis steuern.“
Diese Flexibilität lasse sich noch weitertreiben, so der Fachmann, etwa bei der Farbgestaltung oder bei dem Einsatz von Reliefs. „Sie bekommen heute jeden denkbaren Grauton und auch farbige Wände in Betonoptik hin. Wenn wir mit Negativ-Schablonen arbeiten, können wir auch Schriftzüge, Symbole, Ornamente oder Firmenlogos in die Wand pressen. Der Reliefeffekt wirkt sehr edel und gibt der Wand ein ganz individuelles Gepräge.“
Weil Firmenkunden verstärkt die Wandgestaltung für ihren Auftritt nutzen, hat auch Heidecke selbst eine Schauwand in der Niederlassung mit Betonoptik gestaltet. „Hier haben wir sogar mit einem feinen Pinsel die Lichteffekte verstärkt“, so Binder. „Das sieht einfach super aus. Wenn wir Kunden das zeigen, gibt es ein echtes Aha-Erlebnis.“