Pascal Wallesch und Daniel Weesbach haben es geschafft: Nach einem halben Jahr Ausbildung, einer Prüfung und anschließender Praxisbewährung sind sie nun Vorarbeiter. Das klingt nach viel Arbeit und passt nicht richtig zum überlieferten Berufsbild. Die beiden übernehmen deutlich mehr Verantwortung und lernten entsprechend von Betriebswirtschaft über Gefahrenerkennung bis zum Bau- und Vergaberecht eine Menge Stoff.
Von Februar bis August dauerte der Lehrgang. „Wir bekamen einen Überblick über sämtliche Vorgänge hinter den Kulissen“, berichtet Weesbach, „das fängt bei betriebswirtschaftlichen Dingen an, etwa wie das Abwickeln eines Auftrags funktioniert oder wie man Material korrekt kalkuliert. Dann lernten wir verschiedene technische Dinge wie den Einsatz von Maschinen und Technologien. Wichtig ist auch der Personaleinsatz, denn der Vorarbeiter koordiniert ja praktisch die Baustelle.“
Keiner ist durch den Test gefallen
„Gut war, dass wir unseren Lehrgang zweimal die Woche hatten“, ergänzt Pascal Wallesch. „Dadurch verfestigt sich der Stoff besser und durch die Wiederholungen sitzt das Gelernte auf Anhieb. Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Betrieb und habe daher eine Menge Neues erfahren.“
Er ist in der Abteilung Gentsch auf der Koelnmesse eingesetzt, betreut aber immer mehr Baustellen im Privatbereich. „Da komme ich eigentlich her“, sagt er, „ich habe schon damals Seminare für verschiedene Techniken im Innenbereich besucht und spezialisiere mich auf anspruchsvolle Arbeiten wie fugenlose Bäder oder Bodengestaltung.“
Zwar ist der Vorarbeiter kein offizieller Titel wie der Meister, aber es reicht tatsächlich nicht mehr, einfach einen Mitarbeiter zu bestimmen, der die Truppe führt. In der Heinrich-Schmid-Gruppe ist der Vorarbeiter daher eine offizielle Karrierestufe und entsprechend mit einer Ausbildung und einer Prüfung verbunden.
„Wir haben nach dem Lehrgang einen Test abgeschlossen“, ergänzt Weesbach, „da ist keiner durchgefallen. Aber die Prüfung allein reicht noch nicht. Wir müssen uns anschließend noch in der Praxis bewähren.“

Abstimmung mit Bauleitern und Architekten
Die Bestätigung nach der praktischen Phase kommt in der Regel vom Seniorpartner, den jeder Vorarbeiter hat; in der Regel ist dies der Teamleiter. „Ich habe meine Ernennungsurkunde direkt auf die Baustelle mitgebracht bekommen“, berichtet Weesbach, „das war jetzt kein feierlicher Akt, sondern Daniel Gehlen ist zu uns rausgefahren und hat die Urkunde mitgebracht. Die Ernennung bedeutet für mich, dass ich nun selbst Projekte betreue. Ich bin seit 15 Jahren Handwerker und die Erfahrung ist da. Wenn neue Aufgaben auf mich zukommen, werde ich damit wachsen können, das ist ein bisschen wie Vater werden.“
Auch Wallesch hat schon einige Erfahrungen als Vorarbeiter gesammelt. „Ich bekomme Baustellen zugeteilt und kümmere mich vor Ort eigenständig um Zeitplan, Personaleinteilung und Materialeinsatz. Dazu gehört auch, dass ich mich mit Bauleitern und Architekten abstimme.“
Auch wenn Vorarbeiter formal kein Personal führen: beim Kunden regeln sie die Baustellenorganisation und verteilen die Arbeit auf die Truppe. Das macht sie in vielerlei Hinsicht zu einem „Meister light“.
Dem Handwerk fehlt es an praxiserfahrenen Meistern
„In der Regel bringen angehende Vorarbeitern viel Praxiserfahrung und Organisationstalent mit“, erklärt Niederlassungsleiter Tilo Wagner. „Die neuen Kompetenzen spielen sich eher in den Prozessen oberhalb dessen ab: Was darf ich gemäß VOB tun und was nicht? Wie erkenne ich Schwierigkeiten und Gefahren? Wie bewerte ich Mehrarbeit, die der Kunde während des Auftrags einfordert?
Auch das Einpflegen von Stunden und die ganze Kommunikation zum Büro gehören dazu. Wir haben bei Heidecke die Prozesse in den letzten Jahren optimiert und setzen viel mehr Elektronik ein. Das hat in unserem Unternehmen dazu geführt, dass Aufträge viel zügiger und effizienter ablaufen als woanders.“
In der Ausbildung sieht auch Weesbach eine Chance: „Natürlich ist es attraktiv, dass Vorarbeiter einen Gehaltszuschlag erhalten. Aber es passt auch zur eigenen Zukunftsplanung. Zum Beispiel hatte ich nach der Ausbildung wenig Interesse an Theorie, ich wollte einfach machen. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sein Wissen weitergeben will. Mich interessieren jetzt auch Zusammenhänge, die ich früher vom Stoff her zu trocken fand.“
Für seine eigene Zukunft denkt er daran, den Meisterbrief zu erwerben. „Wir haben im Malerhandwerk einfach einen riesigen Mangel an Meistern mit Praxiserfahrung“, sagt er, „da kann ich sicher gut Fuß fassen. Ich bin mit Leib und Seele Handwerker, das ist mir wichtiger als eine klassische Karriereleiter. Ein gutes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis muss mir erhalten bleiben, dann bin ich für die Auszubildenden sicher der größere Gewinn.“