Stellen Sie sich einmal vor, Sie möchten eine Wohnung kaufen – und Sie sehen in der Annonce ein Wohnzimmer mit großgemusterter Tapete, davor eine Schrankwand voller Nippes und eine Sitzgruppe in Chippendale-Stil. Alles in dunkelbraun. Würden Sie zugreifen? Zu 80 Prozent, das sagen Studien, können sich Kaufinteressenten nicht vorstellen, wie sie sich selbst in einer fremden Wohnung einrichten würden. Deshalb gibt es das so genannte Home Staging: Immobilien werden präsentabel gestaltet und für den Verkauf fit gemacht. Und das beginnt in fast allen Fällen erst einmal mit einem guten Anstrich.
„Der Trend kommt aus Amerika, wo es Home Staging schon seit fast 50 Jahren gibt“, sagt Sylvia Hackhausen, als Inhaberin des Raumausstatters Stylhaus selbst seit Jahren in diesem Bereich tätig. Ihre Auftragslage ist gut: „Vor allem Makler wissen, dass die Bilder breite Bevölkerungskreise ansprechen müssen. So steigt die Zahl der Interessenten und meist auch der erzielte Preis.“
Egal, ob die Verkäufer noch selbst in ihrem Objekt wohnen oder es bereits leer geräumt haben: Beides wirkt irritierend auf potenzielle Käufer. Home Stager besitzen einen großen Fundus an Möbelattrappen, Wohnaccessoires und Textilien. Diese sollen einen möglichst neutralen Eindruck vermitteln – wertig, aber nicht mit zu viel eigenem Charakter, so dass noch genügend Raum für die Träume der Käufer bleibt.
Home Staging: Weiß streichen, dann neutral einrichten
Jochen Binder und sein Team sind bisweilen in solchen Immobilien zum Home Staging eingesetzt. „Wir arbeiten dort in einem genau vorgegebenen Rahmen“, berichtet er, „denn es muss mit einem festen Budget ein Maximum an Wirkung erzielt werden. Und manche Wohnungen, in denen wir waren, hatten tatsächlich einiges an Karma angesammelt – ohne frische Farbe wäre es schwierig geworden, sie zu präsentieren.“ In der Regel werden Wände und Decken weiß gestrichen, in manchen Fällen muss vorher die Tapete entfernt werden. Türzargen und Durchgänge erhalten oft eine frische Lackschicht.

„Wenn alles fertig ist, komme ich mit meinen Möbeln“, erklärt Sylvia Hackhausen. „Wir haben Betten, Einbauküchen oder Kommoden aus Wellpappe-Modulen. Auf ein Bettmodul aus Pappe kommt dann eine Luftmatratze, die wir beziehen und mit Bettwäsche ausstatten – fertig ist ein täuschend ähnliches Ehebett. Man kann sich sogar drauflegen, wenn man will!“ Eine Wohnung oder ein Einfamilienhaus mit Home Staging verkaufsfertig herzurichten, kostet in der Regel einen vierstelligen Betrag. Gemessen daran, dass der Verkaufspreis bei guter Präsentation schon bei Standardwohnungen durchaus um fünfstellige Summen variieren kann, ist das eine lohnende Investition.
Home Staging kommt allen zugute
Auch Hakan Citak, Makler im Kölner Norden, setzt auf die verkaufsfördernden Eigenschaften von Home Staging: „Letztlich kommt diese Dienstleistung allen zugute: Der Verkäufer erzielt einen höheren Preis, einen schnelleren Verkauf oder beides. Der Käufer wiederum bezahlt ohnehin nur für eine Immobilie, die er für preislich angemessen hält. Ein nachlässig präsentiertes Objekt übersieht er oder lehnt es gar vorschnell als überteuert ab, obwohl es durchaus in seinem Interesse liegen kann, es sich genauer anzusehen. Wir helfen Käufern im Grunde dabei, sich ein lebensnahes Bild von ihrem zukünftigen Wohnen zu machen und ihre Wünsche realistisch nachzubilden.“ Home Stager haben sogar einen Berufsverband.
Da ist es dann im Zweifel auch zweitrangig, ob die neutrale Gestaltung durch Home Staging nach dem Kauf überhaupt bleibt. „Wenn der Käufer die frisch gestrichene Wohnung sieht und sich trotzdem für seinen eigenen Stil entscheidet, dann kann es sein, dass unsere Arbeit nicht lange an der Wand bleibt“, gibt Niederlassungsleiter Tilo Wagner zu. „Uns stört das nicht, für die Kölnmesse richten wir ja sogar Wände für nur wenige Tage her. Und außerdem: Wer umgestaltet, braucht vielleicht auch wieder einen Maler. In empfehlungsintensiven Branchen wie dem Immobilienverkauf lohnt es sich für uns immer präsent zu sein.“